Omega-3-Fettsäuren bei Migräne

Der erhöhte Verzehr von fettreichen Fischen, die gute Mengen an Omega-3-Fettsäuren enthalten, verringerte bei Migräne-Patienten in einer Studie die Kopfschmerzen.

 

Die Migräne, eine neurologische Erkrankung mit phasenweise auftretenden chronischen Kopfschmerzen, schränkt die Lebensqualität der Betroffenen stark ein. Die Verbreitung von Migräne nahm in den Industrieländern in den letzten Jahren deutlich zu, Frauen im Alter von 18 bis ca. 44 Jahren sind häufiger betroffen. Zwar können Medikamente die Migräne zum Teil verringern, sie haben jedoch auch einige Nebenwirkungen, z.B. durch Sedierung und Abhängigkeit. Es gibt Hinweise, dass bei Migräne auch die Ernährung eine Rolle spielen könnte. Die moderne industrialisierte Ernährung enthält meist nur geringe Mengen der gesunden Omega-3-Fettsäuren aus fettreichen Fischen (EPA und DHA). Enthalten sind jedoch reichliche Anteile an Linolsäure, einer Omega-6-Fettsäure (z.B. in Mais-, Soja- und anderen Ölen etc.). Sie ist u.a. ein Vorläufer körpereigener Signalmoleküle (Oxylipine), die (in präklinischen Studien) nachweislich Schmerzen verstärken, während die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA sie verringern.

 

Ein US-amerikanisches Forscherteam hatte bereits die Wirkungen von Linolsäure auf chronische Schmerzen, darunter auch Migräne, untersucht. Dabei zeigte sich, dass eine Ernährung mit einem geringeren Gehalt an Linolsäure und einer erhöhten Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren dazu beiträgt, Schmerzen und entzündliche Prozesse zu lindern. Nun erweiterten die Forscher ihre Studie und prüften bei 182 Erwachsenen (88 % Frauen), die häufig unter Migräne litten (5 bis 20 Tage pro Monat), verschiedene Ernährungsweisen. Es sollte festgestellt werden, ob Maßnahmen in Bezug auf Fettsäuren die zirkulierenden Lipid-Mediatoren, die an der Entstehung von Kopfschmerzen beteiligt sind, verändern und Kopfschmerzen bei Erwachsenen mit Migräne verringern können.

 

Die Teilnehmer wurden zufällig einem von drei Ernährungsplänen zugeteilt. Alle erhielten für 16 Wochen Mahlzeiten, die Fisch, Gemüse, Hummus, Salate und Frühstücksprodukte enthielten. Unterschiedlich war jedoch jeweils der Gehalt an den Fischölen EPA und DHA sowie an Linolsäure. Eine Gruppe nahm gute Mengen an fettreichem Fisch oder Fischölen (1,5 g pro Tag) zu sich, bei einer gleichzeitig geringeren Zufuhr von Linolsäure. Die zweite Gruppe erhielt ebenso Mahlzeiten mit einem hohen Gehalt an fettreichen Fischen, jedoch auch einen höheren Anteil an Linolsäure. Die dritte Gruppe erhielt zum Vergleich Mahlzeiten mit einer hohen Menge an Linolsäure und einem geringeren Anteil an fettreichen Fischen (<150 mg EPA/DHA pro Tag), wie es der üblichen Ernährung in den USA entsprach. Alle Teilnehmer zeichneten die Anzahl ihrer Tage mit Migräne, deren Dauer und Intensität sowie die Auswirkungen auf die Arbeit und den Alltag und die Einnahme von Schmerzmedikamenten auf. Am Schluss fanden außerdem Blut- und Kopfschmerztests sowie eine Befragung der Teilnehmer zur Lebensqualität statt.

 

Beide Diäten mit einem erhöhten Anteil der Omega-3-Fettsäuren führten zu biochemischen Veränderungen, die mit einer verringerten Schmerzwahrnehmung einhergingen. Sie verbesserten zwar die Lebensqualität nicht signifikant, führten aber im Vergleich zur Kontrolldiät zu einer deutlichen geringeren Häufigkeit und Schwere der Kopfschmerzen. Die erhöhte Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren und geringerer Linolsäure war dabei in einigen Ergebnissen wirksamer. Sie führte zu 30 % bis 40 % weniger Kopfschmerzstunden pro Tag, zu weniger starken Kopfschmerzen und verringerte die Tage mit Kopfschmerzen pro Monat im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Blutproben dieser Teilnehmergruppe wiesen auch niedrigere Werte an Lipiden auf, die mit Schmerzen verbunden sind.

 

Diese Studie zeigt auf biologisch plausible Weise, dass Schmerzen durch eine gezielte Umstellung der Ernährung behandelt werden können. Die Ergebnisse deuten auf grundlegende Mechanismen hin, die einen Zusammenhang zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren und der Schmerzwahrnehmung herstellen. Eine optimierte Ernährung mit mehr Omega-3-Fettsäuren und weniger Linolsäure könnte Migräne-Patienten helfen, ihre Belastungen durch Kopfschmerzen zu senken. Ob dies auch dazu beitragen könnte, andere chronische Schmerzen zu lindern, sollte in weiteren Studien genauer erforscht werden.

 

Unser Tipp: Wie viele Ernährungsstudien zeigen, essen viele Menschen nicht genügend Fisch, damit ist die Versorgung mit den gesunden Omega-3-Fettsäuren oft zu gering. Die Ergänzung von EPA und DHA kann die Versorgung bei einem geringen oder fehlenden Fischverzehr verbessern.

 

Quelle:
Christopher E. Ramsden et al., Dietary alteration of n-3 and n-6 fatty acids for headache reduction in adults with migraine: randomised controlled trial. In: British Medical Journal, online 1.7.2021, doi: 10.1136/bmj.n1448.