Schwangerschafts-Diabetes erhöht den oxidativen Stress

Der Schwangerschafts-Diabetes verstärkt bei den betroffenen Frauen auch den oxidative Stress. Einige Mikronährstoffe, vor allem Probiotika und Omega-3-Fettsäuren, konnten in einer Meta-Analyse ihren oxidativen Stress verringern.

 

Der Schwangerschafts-Diabetes (Gestations-Diabetes mellitus) ist eine Störung des Glukosestoffwechsels und tritt meist im zweiten oder dritten Trimester der Schwangerschaft auf. Man schätzt, dass rund 13 % der werdenden Mütter davon betroffen sind. Zu den Risikofaktoren gehören Übergewicht, Diabetes-Vorkommen in der Familie und eine gestörte Glukosetoleranz. Im Lauf der normalen Schwangerschaft führen die Anpassungen im Stoffwechsel und die Bildung von Plazentahormonen zur Entwicklung einer "physiologischen" Insulinresistenz. Sie dient dazu, den Transfer von Glukose an den Fötus zu gewährleisten. Ein Gestations-Diabetes entwickelt sich bei Frauen, deren Funktion der Bauchspeicheldrüse nicht ausreicht, um diese schwangerschaftsabhängige Insulinresistenz zu überwinden, was zu erhöhten Konzentrationen des Blutzuckers führt.

 

Bekannt ist, dass beim Gestations-Diabetes ein erhöhter oxidativer Stress entsteht, dabei wird das Gleichgewicht zwischen der Bildung von Sauerstoff-Radikalen und den antioxidativen Abwehrkräften gestört. Erhöhte Werte von freien Radikalen und Lipidperoxiden sind in der Schwangerschaft ein durchaus normales Phänomen. Bei Schwangerschaften, die durch einen Gestations-Diabetes komplizierter sind, wurde über eine übermäßige Oxidation berichtet, die hauptsächlich auf eine Hyperglykämie (zu hoher Blutzucker) zurückzuführen ist. Überschüssige Glukose ist für die erhöhte Bildung von freien Radikalen verantwortlich, da sie mehrere Mechanismen im Stoffwechsel aktiviert und die Bildung von freien Radikalen in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) der Plazenta fördert. Ein erhöhter oxidativer Stress wird mit einer gestörten insulin-abhängigen Glukoseaufnahme, einer erhöhten Apoptoserate (gesteuerter „Selbstmord“ der Zellen) und einer Dysfunktion der Plazenta in Verbindung gebracht, während gleichzeitig ein allgemeiner proentzündlicher Zustand entsteht. Daher könnte die Ergänzung von antioxidativen Mikronährstoffen bei schwangeren Frauen mit Gestations.Diabetes vorteilhaft sein. Ein Forscherteam aus Griechenland prüfte in einer Meta-Analyse erstmals verschiedene Nahrungsergänzungen in Bezug auf den oxidativen Stress beim Schwangerschafts-Diabetes. Nach einer umfangreichen Recherche wurden schließlich 16 Studien mit insgesamt 1.173 Frauen mit Gestations-Diabetes ausgewertet.

 

Es zeigte sich, dass mehrere Nahrungsergänzungen den oxidativen Stress beim Schwangerschafts-Diabetes verringern konnten. Die Konzentrationen von Biomarkern, die die Oxidation fördern bzw. hemmen, konnten erhöht bzw. gesenkt werden. Omega-3-Fettsäuren gehören zu den wirksamsten antioxidativen Maßnahmen. Sie können bei schwangeren Frauen mit Gestations-Diabetes den erhöhten oxidativen Status auf verschiedene Weise verbessern. Dazu gehört, dass sie die Bildung proentzündlicher Zytokine (regulatorische Proteine) hemmen können. Sie lassen außerdem die Konzentration des stark antioxidativ wirkenden Glutathions (Tripeptid aus Aminosäuren) ansteigen, und sie verhindern die Oxidation von Lipiden im Plasma. Auch Gaben von Probiotika sind bei Frauen mit Gestations-Diabetes gerechtfertigt, sie können die negativen Wirkungen des oxidativen Stresses abschwächen. Sie führen zur Bildung von Metaboliten mit antioxidativer Kapazität wie Glutathion, hemmen proentzündliche Zytokine und verhindern die Oxidation von Lipiden im Plasma. Auch einige andere Mikronährstoffe können beim Gestations-Diabetes vorteilhaft sein.

 

Die Vitamine E und C wirken antioxidativ, indem sie oxidative Schäden verringern oder gar verhindern. Vitamin E hemmt die Kettenreaktionen der Lipidperoxidation in den Zellmembranen, indem es die Vermehrung von Lipid-Radikalen hemmt. Vitamin C kann, selbst in geringen Mengen, Proteine, Lipide, Kohlenhydrate und Nukleinsäuren vor Schäden durch die Bildung von freien Radikalen schützen. Vitamin C kann außerdem oxidiertes Glutathion wieder regenerieren. Es hat sich weiter gezeigt, dass Gaben von Vitamin D die Oxidation von Lipiden und die Produktion von AGEs (glykierte Endprodukte) senkt und die Aktivität von antioxidativen Glutathion-Enzymen erhöht.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Gerade in der Schwangerschaft besteht ein Bedarf an unschädlichen Maßnahmen, die den Schwangerschafts-Diabetes mit seinem erhöhten oxidativen Stress verringern können. Die Gaben verschiedener Nahrungsergänzungen können dabei hilfreich sein. Sie können die schädlichen Wirkungen des oxidativen Stresses begrenzen, der sich bei diesen Schwangerschaften verstärkt entwickelt. Das gilt besonders für Probiotika und Omega-3-Fettsäuren, aber auch für Gaben der Vitamine C, E und D.

 

Quelle
Christos Chatzakis et al., The Effect of Dietary Supplements on Oxidative Stress in Pregnant Women with Gestational Diabetes Mellitus: A Network Meta-Analysis. In: Nutrients, online 30.6,2021, doi: 10.3390/nu13072284.